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Karsten S. 04.08.2013 13:44

Fischfang am Rio Nanay 2012
 
Hi,

eine weitere knapp zweitägige Tour hat uns letztes Jahr in Peru an den Rio Nanay geführt.
Dieser Fluss mündet genau wie der Rio Itaya bei Iquitos in den Amazonas. Kurz vor dieser Mündung zweigt auch noch der Rio Momon Richtung Norden ab.

Abkürzen kann man die Tour aber, indem man mit dem Auto an den äußersten Westen von Iquitos zum Hafen bei Santa Clara fährt, auch wenn die Straßen dorthin eine echte Herausforderung bzw. Überforderung für die völlig ausgeleierten Stoßdämpfer der Mototaxis darstellt...



Danach ging es gegen 10 Uhr morgens wie gewohnt weiter mit einem Peque-Peque. Die letzte Tour steckte noch etwas in den Knochen, aber ausschlafen kann man, wenn man wieder zu Hause ist, oder wenn es am Anfang der Tour erstmal lange Zeit nur flussaufwärts geht:



Auf dem Weg zu der Sandbank für das Nachtlager haben wir nur hin und wieder Sandbänke angefahren, da man tagsüber dort meist weniger fängt.

Neben den allgegenwärtigen Pimelodus- und Pimelodella-/Rhamdia-Arten gingen uns auch diese recht hübsche an Hassar erinnernden kleineren Dornwelse ins Netz:



Einer der Höhepunkt unserer Reise war aber sicherlich die folgende Fangmethode mitzuerleben:



Dabei wird eine Baumkrone eines in den Fluss gestürzten Baumes mit dem Zugnetz umschlossen, so dass es zum Fluss hin möglichst dicht ist. Die Netzenden werden mit entsprechend langen Stöcken gesichert.
Mit Macheten werden nun die ins Wasser reichenden Äste der Baumkrone abgeschlagen, aber im Netz belassen, da sich dort Unmengen an Fischen verstecken und sich zwischen den Ästen sicher fühlen. Nach langer und anstrengender Arbeit kann nach etwa einer halben Stunde das Netz zugezogen werden, wobei die meisten Äste immer noch im Netz sind, um das Rausspringen der Fische zu vermeiden.
Sobald das Netz eng genug gezogen ist und es mit vereinten Kräften so weit aus dem Wasser gehoben werden kann, dass die Fische nicht mehr rausspringen können, werden auch die letzten Äste entfernt.

Die Menge an Fischen, die dort im Netz zappelt ist der pure Wahnsinn; zuerst werden die großen Fische herausgesammelt.
Besonders unbeliebt sind die teilweise sehr großen Hoplias, die die Fischer meist sofort töten, bei diesem hat es einiges an Arbeit mit der Machete bedurft, bis er "entschärft" war...


Hoplias sp.

Als nächstes werden diese bunten Kameraden hier rausgesucht, damit man danach in Ruhe und gefahrlos die interessanten Fische raussammeln kann.


Pygocentrus nattereri?

Im Netz waren dann noch einige hübsche Heros:


Heros sp. "Rotkeil"?

einige Satanoperca:


Satanoperca jurupari?

ein riesiger Crenicichla sp., knapp 10 Mesonauta festivum und eine größere Anzahl (ca. 50) von Skalaren (Peru-Altum, nur eine von zwei Boxen):


Pterophyllum sp.

Dazu kamen noch Unmengen an kleineren Salmlern, wo wir nur einige wenige Arten herausgesammelt haben, wie Leporinus sp. und ein paar Hyphessobrycon? sp.

Ebenfalls in großen Mengen waren noch verschiedene Arten von Hypoptopoma sp. und Nannoptopoma sp.:


Hypoptopoma sp. / Nannoptopoma sp.

--

Fortsetzung folgt...

Gruß,
Karsten

Karsten S. 05.08.2013 20:36

Hi,

weiter gehts...

--

Danach ging es wieder an die Sandbank, wo wir die ersten Corys und Sandwelse gefangen haben.


Corydoras loretoensis


Pseudoloricaria laeviuscula

In den strömungsarmen Bereich sammeln sich dort viele Blätter und dort haben wir auch ein paar Buntbarsche gefangen.


Biotodoma sp.


"Unser" Peque-Peque, diesmal wieder mit Dach

Dann haben wir auf einer sehr schönen Sandbank unser Nachtlager (durch Holzgerüste aus zusammengebundenen Stöcken gehaltene Moskitonetze und Isomatten) aufgeschlagen.
Nach dem Abendessen konnten wir erstmal den Sonnenuntergang am Rio Nanay genießen, der in der Tropen leider viel zu kurz ist.



Nach dem Sonnenuntergang kam dann richtig Leben an die Sandbank. Im flachen und nun etwas kühleren Wasser nahm die Fischdichte beständig zu. Vor allem Jungfische von Corydoras loretoensis ruhten dort zu Hunderten, aber auch Sandwelse und Hemiloricaria cf. phoxocephala hatte es einige.
Und so gelangen mir auch die ersten Aufnahmen von Welsen in ihrem Habitat:


Corydoras loretoensis


Pseudoloricaria laeviuscula

Gefischt haben wir nachts dann mit großen Rahmenkeschern und bis zu 50 Corydoras loretoensis gingen uns dabei pro Zug ins Netz.

An der Wasseroberfläche waren Hornhechte und Hechtsalmler auf Beutefang. Aber dabei haben sie nicht den zweibeinigen Räuber auf der Sandbank bemerkt...
Beide Arten sind recht leicht zu fangen, wenn man sich geduldig anschleicht. Da diese aber als Einzelgänger unterwegs sind und auch nicht in riesen Mengen vorkommen, dauert es dennoch bis man eine schöne Gruppe zusammen hat:


Boulangerella maculata

Man muss bei denen allerdings höllisch aufpassen, dass die nicht gleich wieder aus den Boxen springen. Wenn Du nur nicht so groß würden...

Im flachen Wasser hatte ich dann einen noch größeren Räuber gesichtet, einen Spindelsalmler.
Den wollte ich eigentlich nur für ein kurzes Foto fangen. Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet, diesen überhaupt fangen zu können, da er immerhin genauso groß wie der Kescher war...


Acestrorhynchus sp. (Bild mit freundlicher Genehmigung von Norman)

Diese Salmler sind leider sehr hinfällig und obwohl wir ihn direkt nach dem Foto zurückgesetzt haben, hat er diesen Stress nicht überstanden, zum Glück sind sie sehr lecker :mjm:.


Acestrorhynchus sp.

Gruß,
Karsten

Acanthicus 05.08.2013 23:26

Hi Karsten,

Zitat:

Zitat von Karsten S. (Beitrag 228131)
Diese Salmler sind leider sehr hinfällig und obwohl wir ihn direkt nach dem Foto zurückgesetzt haben, hat er diesen Stress nicht überstanden, zum Glück sind sie sehr lecker :mjm:.


das habe ich ganz anders kennen gelernt. Bei mir waren Acestrorhynchus immer mit die Fische, die am längsten durchgehalten haben und auch so gut wie nie gestorben sind. Im Aquarium sind es leider keine einfachen Raubsalmler, da sie ziemlich wählerisch sind.


A. altus


lg Daniel

papaharzi 06.08.2013 00:05

Hi Karsten,

wieder sehr sehr schöne Bilder und Tiere...bitte noch mehr :okd:

noch 29 Tage...

LG Hannes!

bigbadbraun 06.08.2013 07:00

Hi Karsten,

Danke,für den schönen Bericht!

Wenn ich allerdings Deinen Namen in Verbindung mit dem Rio Nanay lese, warte ich irgendwie automatisch auf C 123, CW078 und Konsorten ;)

Grüße,

der brauni

Aqua92 06.08.2013 07:36

Hi Karsten

Super Bericht, super Fotos. Bitte noch mehr :okd:

Über Corys kannst du ja sicher noch mehr berichten ;)

Grüsse Jonas

Heckti 06.08.2013 08:46

Hi Karsten,

Mein Neid sei mit dir.😉 Mal abgesehen davon das es im Moment zeitlich nicht funktionieren würde, aber wie läuft so eine Reise ab, was muss man wie organisieren, plant man sowas alleine oder gibt es seriöse kompetente Veranstalter.
Hat mal jemand überlegt von seinen Reisen ein Buch zu schreiben. Ich finde es total interessant und spannend sowas zu lesen.

Karsten S. 06.08.2013 20:57

Hi,

Zitat:

Zitat von bigbadbraun (Beitrag 228146)
Wenn ich allerdings Deinen Namen in Verbindung mit dem Rio Nanay lese, warte ich irgendwie automatisch auf C 123, CW078 und Konsorten ;)

ich hatte auch gehofft, im Nanay ein paar mehr Cory-Arten zu fangen. Unter den etwa 500 C. loretoensis gerade mal 1 C. atropersonatus gewesen...

Ich nehme mal an, dass CW078 weiter flussaufwärts vorkommt. Die Nummer und die Art war damals ja auch noch gar nicht bekannt. C 123 kommt - glaube ich - auch weiter "oben" vor. Zum einen muss man da mehr Zeit mitbringen und wenn ich mich recht entsinne, braucht man da auch Beziehungen.

--

Am nächsten Tag sind wir dann nochmal ins "Gehölz".
Unter anderem haben die Fischer noch einen Cochliodon oder Hypostomus gefangen und auch eine größere Anzahl von Parotocinclus sp. "Peru".


Cochliodon
/Hypostomus sp.


Cochliodon/Hypostomus sp.

Außerdem haben wir noch ein Gelege von Pseudoloricaria laeviuscula gefunden:



Danach ging es schon wieder zurück über den Hafen in Santa Clara nach Iquitos.

Viel mehr Fotos habe ich vom Rio Nanay leider nicht. Dazu war ich zu viel im Wasser ;).
Gefangen haben wir auf der Sandbank auch (leider nur) einen Hemiodontichthys acipenserinus, den die Einheimischen passenderweise "Pinocchio" nennen.

Gruß,
Karsten

Karsten S. 06.08.2013 21:12

Hi,

Zitat:

Zitat von Heckti (Beitrag 228153)
wie läuft so eine Reise ab, was muss man wie organisieren, plant man sowas alleine oder gibt es seriöse kompetente Veranstalter.

am einfachsten ist es, so eine Tour mit einem Veranstalter zu organisieren, aus der Ferne stelle ich mir das vor allem bei der ersten Tour sehr schwierig vor. Wir hatten vorher nur grob die Biotope festgelegt und dann diskutiert, wieviel Zeit man für die Touren einplanen muss.
Um die Kompetenz und Seriösität von den Veranstaltern einzuschätzen, spricht man am besten mit möglichst vielen, die so eine Tour gemacht haben.

Gruß,
Karsten

Acanthicus 06.08.2013 23:53

Hi,

@Karsten: Bei dem Cochliodon tippe ich auf L 229.


Zitat:

Zitat von Heckti (Beitrag 228153)
wie läuft so eine Reise ab, was muss man wie organisieren, plant man sowas alleine oder gibt es seriöse kompetente Veranstalter.

Ich würde mich niemals, nie darauf verlassen, dass eine zweite Person alles für mich durchplant sondern immer einen eigenen Plan erstellen den man zur Not durchführen kann. Selbst dann kann noch genügend schief gehen. Ich organisiere alles selber bzw. zusammen mit den (lieber wenigen) Mitreisenden. Man kann sicherlich auch Komplettangebote buchen - so etwas gibt es gerade in Peru relativ häufig - aber die Menschen dort unten sind leider sehr oft unzuverlässig und wenn man sie noch nicht persönlich kennt, dann ist das ein großes Risiko. Die wichtigste Frage für mich ist immer: "Was will ich, was erhoffe ich mir?" So einfach das auch klingen mag, so schwierig kann das sein. Will man lieber viele, schon lange bekannte Arten fangen und auf Nummer sicher gehen oder nimmt man das Risiko in Kauf leer auszugehen und sucht neue Arten die noch keiner kennt. Mir ist beides schon passiert. Ich habe 3 Tage für bekannte Arten "verschwendet" (es war natürlich trotzdem eine supergeile Zeit) und innerhalb eines Tages gleich zwei neue Arten gefunden. Danach richtet sich der Plan wo es hingeht und wo man wie lange bleibt. Man muss auch immer Pufferzeit einrechnen, denn es klappt eh nicht genau wie geplant.


lg Daniel


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