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Alt 28.12.2010, 09:34   #10
firewriter46
L-Wels
 
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Beiträge: 347
Hi,

ich habe lange mit Genuß und Erstaunen gelesen. Einige Kommentare sind ja wirklich interessant. Aber überall ist auch etwas drin, wo man sagt: "Ja - das kann ich schon verstehen, aber..."

Ich melde mich jetzt mit einem längeren Abschnitt zu Wort. Ich denke, dass sichrlich nicht alles auf wohlwollen stößt. Dennoch: Nach meiner Erfahrung entspricht dies der Realität. Sicherlich empfinden viele ähnlich.

Ich glaube, man muss die ganze Geschichte völlig nüchtern bewerten (ganz abseits von legal und illegal). Ich glaube, dass hier sicherlich 3/4 aller Nutzer Wildfänge in ihrem Becken schwimmen haben. Sei es nun L46 oder eine andere L-Nummer oder andere Fische. Völlig egal. Warum import man? 3 Gründe:
1) Die Tiere sind im jeweiligen Land nicht erhältlich.
2) Die Tiere, die erhältlich sind, übersteigen die Preise eines Importtieres oder befinden sich auf ähnlichen Niveau.
3) Genetische Vielfalt.


zu 1) Ist natürlich nicht der Fall. Die schwimmen hier in Deutschland ausreichend herum. Mehr aus ausreichend. Das ist ja schon keine Rarität mehr. Man findet die sogar teilweise in großen Zoo-Handelsketten. Wenn man sie nicht findet, kann man problemlos bestellen.

zu 2) Hier liegt das problem. Ein Importtier von stattlicher Größe ist meistens günstiger oder preisähnlich zu NZ. NZ werden meistens nur in kleinen größen abgegeben. Vom Preis-Leistungsverhältnis muss man sich für WF entscheiden. Alles andere wäre dumm. Aber: Warum ist der Preis für NZ so hoch? Und nun kann sich jeder Halter mal selbst an die Nase fassen. Es ist ein Hyp wie jeder andere Hyp. Bspw. L129 oder L333. Die bekannt man teilweise unter 10€. Für L46 bezahlt man schon mindestens 60€ (dann ist es günstig). Was soll das? Warum? Das Problem sind nicht diejenigen, die welche kaufen wollen, sondern diejenigen, die welche abgeben. Diejenigen, die NZ auf den deutschen Markt werfen. Ihr bestimmt den Markt, ihr legt den Preis fest, ihr reguliert die Anzahl. Die Sache erscheint also recht simpel. Werden die Welse günstiger abgegeben, kommt niemand mehr auf die Idee eines Imports. Niemand? Doch - eine kleine Gruppe vielleicht - zu 3)

zu 3) Variabilität - das interessiert nur absolute Zuchtfreaks, erfahrene Aquarianer, die schon längst zu den alten Hasen gehören. Das Thema ist bei allen Tieren, die nicht hochzuziehen sind, schwer. Um sich - wie bspw. beim Hasen - eine eigene, saubere Linie herauszuzüchten, braucht man Jahrzehnte, viel Gelduld und wenn möglich keine Rückschläge. Dort benötigt man ab und an frisches Blut. Aber das sind zumeist hochgezüchtete Rassen, die schon vor 100 Jahren gezüchtet wurden. Bei L46 ist das überhaupt nicht der Fall. Wie lange ist der schon auf dem Markt. Vielleicht 10-20 Jahre. Dieser Punkt ist also bisher relativ unwichtig und nur für einen kleinen Teil von Haltern interessant. Ergo kommen da hier nur ganz wenige Halter in Betracht. Für alle anderen macht das keinen Sinn.


Kurzum - was will ich damit sagen: Das Problem sind wir selbst (ich schließe mich mit ein). Wir können diese Situation nur selbst ändern. Leute zu beschimpfen, die die Tiere importieren wollen, ist dabei nicht der richtige Weg. Man sollte sich selbst an die Nase fassen. Die Preise der Tiere sind völlig unberechtigt viel zu hoch. Das ist auch jeden bekannt. Ihr wisst das auch selbst. Habt ihr schonmal jemanden den Preis genannt, der überhaupt keine Ahnung und keinen Bezug dazu hat? In eurer Verwandschaft bspw.? Die schütteln nur den Kopf, wie man für so ein kleines Tier so viel bezahlen kann. Die Preise sind völlig übertrieben. Wir regulieren den Markt. Deshalb wäre es sinnvoller, die Preise zu reduzieren. Liegen sie unter dem Importpreis und stimmt das Preis-Leistungsverhältnis, wird niemand mehr von Import sprechen. So reguliert sich der Markt nur durch uns.

In meinen Augen: Es gibt 2 Typen von Haltern.
a) Sehr viel halten die Tiere nur für einen Zweck. Zucht, Zucht, Zucht. Warum? Natürlich im sie zu verkaufen und Geld zu machen. Die Freude an den Tieren bzw. das Interesse und Wohlbefinden der Tiere spielt eine untergeordnete Rolle. Wichtige sind NZ und die möglichst schnell. Die Pflege ist eigentlich kein Hobby mehr, sondern ein Nebenjob. An sich ist dies auch nicht verwerflich. Oder doch? Und wenn ja, weshalb? Den Tieren gegenüber vielleicht? Naja. kommen wir zu typ b).
b) Nur wenige Halter haben die Tiere aus Gefallen und Interesse. Typ b) ist aber so einer. Das Hobby steht im Vordergrund. Die Tiere zu halten, wird auch als Hobby empfunden. Man erfreut sich an einer Nachzucht. Der Preis steht nicht im Vordergrund. Auch nicht der Verkauf. Es ist ja nur ein Hobby.

Doch woran erkennt man, wer Typ a) oder Typ b) ist. Das ist einfach. Für Typ a) sprechen jede Menge Merkmale. Treffen sehr viele zu, dann ist es mit hoher Sicherheit ein Typ a).
Typ a) hat jede Menge Becken und Tiere. Er separiert fein säuberlich die Tiere nach Größe in den Becken. Jüngere Tiere sitzen in einem kleineren "Verkaufsbecken". Ganz junge in einem "Brutbecken". Er setzt brütende Tiere extra oder entnimmt sogar das Gelege, um es in einem Extrabecken zu setzen, dort zu belüften und die Tiere säuberlich aufzuziehen. Alle seine Becken sind mehr oder weniger leer. Kein Bodengrund. Keine Einrichtung. Keine Pflanzen. Einzig und allein stapelweise Röhren befinden sich im Becken. Beleuchtung? Im Keller flimmert eine Sparlampe vor sich hin, die den Raum etwas erhellt. Das reicht voll auf. Die Tiere leben ja in der Tiefe. Die brauchen kein Licht. Größere Tiere gibt Typ a) ungern ab. Und wenn, dann möglichst nicht als Paar. Verkrüpelte Tiere (Mopsköpfe) gibt der Halter zumeist in die Verwandschaft oder zu nahen Kunden - mindestens für den halben Preis.

Welcher Typ seid ihr?
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MFG,
Firewriter46
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