Zitat:
Originally posted by Sven T@14th December 2004 - 15:41
... würde mich mal uinteressieren ob das hier auch schon jemand "geschafft" hat. Ich jedenfalls nicht ...
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Mahlzeit Sven!
Meiner Meinung nach gibt's da nix zu "schaffen", und mit dem hier viel zitierten "mästen" hat das gar nix zu tun, das wäre eher kontraproduktiv.
Das Fressen artgerechter Nahrung ist eine Bedürfnisbefriedigung, und leichter Hunger ist der ökologische und physiologische "Normalzustand", der sich durch Appetenzverhalten, d.h. dem Suchen nach Freßbarem äußert.
Andererseits weiß man, dass Fische die Futtersuche einstellen, wenn die Nahrungshäufigkeit im Lebensraum eine bestimmte Dichte unterschreitet und die "Gewinnung" des Futters nicht mehr "rentabel" ist.
Hier liegt einerseits die energetische Begründung für die Notwendigkeit einer bestimmten Futterkonzentration bei mancher Jungfischaufzucht, zum anderen die "Gefahr" der totalen Bedürfnisbefriedigung durch Überfüttern mit allen denkbaren negativen Konsequenzen (Trägheit, Verdauungsprobleme, Versauen des Wassers etc.)
Aber Fressunlust kann auch auf unzureichende Befriedigung anderer Bedürfnisse zurückzuführen sein, wie das Fehlen eines sozialen Verbandes, fehlende Befriedigung des Schutzbedürfnisses, schlechte Sauerstoffversorgung und -wasserqualität (auch kurzfristig, zwischen einzelnen Wasserwechseln).
Was ich letztlich damit sagen will ist, dass bei der Fütterung erheblich mehr Faktoren eine Rolle spielen als das Futter selbst.
Auf die Dämmerungs-/Abend-/Nacht-/Frühmorgensfütterung bin ich gekommen, weil ich verschiedene Untersuchungen (zugegebenrmaßen allerdings bei sogenannten "Nutzfischen") gelesen habe, dass nachtaktive Fische bei Nachtfütterung auch höhere Zuwachsraten haben, bedingt durch höhere verdauungsphysiologische Leistungen, denn aufgrund der Aktivitätsperiodik der Tiere liegen die Maxima eben in der Nacht.
Und ich bin eben der Meinung und habe die Erfahrung gemacht, dass das "Füttern auf Vorrat und Masse" über Nacht gar nicht viel bringt, eher im Gegenteil. Die Tiere fressen sich in der ersten Stunde satt, hängen dann träge in ihren Verstecken und fressen die ganze Nacht nix mehr.
Und was passiert mit dem restlichen Futter? - Artemia verlieren direkt nach dem Schlupf sukzessive an Nährwert (grad' wo sie auch noch im Süßwasser rumpaddeln), abgestorbene/gefrostete Futtertiere werden sofort durch Autolyse zersetzt, später noch durch Bakterien, Trockenfutterpräparate ebenso, alles gammelt und verdirbt das Wasser.
Und wenn z.B. in der Literatur geäußert wird, H. zebra wüchsen generell eher langsam, dann sollte wenigstens erläutert werden, wie die Tiere gehalten/gefüttert worden sind.
Weil sie bei einem größer sind als bei einem anderen hat doch nix mit "Mästen" zu tun, sondern, wie ich schon in einem vorherigen Beitrag schrieb, mit der Optimierung der Fütterung hinsichtlich der Bedürfnisse und Physiologie, ja der gesamten Biologie der Tiere.
Kleine Portionen mehrmals in der Dämmerung/Dunkelheit (Spätnachmittag, Abend, Nacht, frühmorgens), wenn die Tiere eben aktiv sind, das Futter auch suchen und aufnehmen, und dazu noch am besten verwerten können.
Und eben hochwertiges Futter (von Artemia is' von den wertvollen Nährstoffen halt z.B. schon 24 h nach dem Schlupf kaum noch was übrig).
Und abwechslungsreich, denn fehlen essentielle Aminosäuren, so vermindert das die biologische Wertigkeit des Futtereiweißes und begrenzt somit das Wachstum der Tiere.
Wie sich anhand z.B. nur dieser Überlegungen unterschiedliche "Zuwachsraten" erklären lassen, find' ich recht einleuchtend.
--Michael