![]() |
|
Registrieren | Hilfe | Mitgliederliste | Mitgliederkarte | Kalender | Heutige Beiträge | Suchen |
|
Themen-Optionen | Ansicht |
![]() |
#21 |
Herr der grossen Klappe
Registriert seit: 06.04.2003
Ort: Leipzig
Beiträge: 1.981
|
Hallo Leute,
woher habt ihr eigentlich alle eure Ansichten zu Antibiotika und zu deren Anwendung im Aquarium? Wenn man das hier so liest, läuft es einem kalt den Rücken herunter - eiskalt sogar. Prinzipiell kann man eines sagen: wenn ein Fisch so aussieht, ist er nicht mehr zu retten. Da hilft es nicht, einen Haufen Kohle in Antibiotika von sera, JBL oder sonstwem zu stecken. Das ist alles hinaus geworfenes Geld. Über schmerzfreie Tötungsmethoden könnt ihr gern philosophieren... Zum zweiten: Einen Abstrich kann sicher jeder Tierarzt machen. Das Ergebnis wird wenig aussagekräftig sein. Auf der Oberfläche eines Fisches finden sich sehr viele verschiedene Bakterien, die alle potentielle Auslöser dieser Bauchwassersucht sein können (sog. opportunistische oder fakultativ pathogene Keime). Selbst wenn man den Fisch tötet und aus dem Ascites (der Flüssigkeit im Bauchraum) eine Kultur anlegen würde, fände man vermutlich verschiedene Bakterien, die aber alle auch erst im Nachhinein eingewandert sein können. Bakterielle Infektionen stören die Barrierefunktion der Körperoberflächen. Welche letztendlich auslösend war, ist schlecht zu ermitteln. Da hätten vermutlich auch die wenigen Fachtierärzte für Zierfische wenig Chancen gehabt... Zur Anwendung von Antibiotika: Alle schon mal irgendwo was von Resistenzbildung gehört und dann gleich gedacht, das betrifft jeden, der auf offener Straße den Regen eines Niessanfalls abbekommen hat? Ging mir vor dem Studium genauso. Resistenzgene sind für jedes Bakterium eine Belastung - schließlich werden Proteine gebildet, wofür Energie benötigt wird, die man auch in Zellteilung investieren könnte. Unter Bedingungen, wo keine solche Resistenz benötigt wird, vermehren sich nicht resistente Stämme viel schneller, die resistenten werden zurück gedrängt. Aus welchem Grund sollten Bakterien, die noch nie Kontakt u einem Antibiotikum gehabt haben, resistent sein? Das ist doch absurd! Sicher gibt es Bakterien, die natürliche Resistenzen haben - an ihnen kann der Wirkstoff nirgends ansetzen. Aber bei Arten, die diese natürliche Resistenz nicht besitzen, helfen Antibiotika meist - vor allem dann, wenn man sie richtig dosiert und lange genug einsetzt. Wenn auf der Packung steht "7-Tages-Kur", dann heißt das auch 7-Tages-Kur und nicht "meinem Fisch sieht nach zwei Tagen wieder gut aus, da kann ich die bösen Medikamente auch weglassen". Grundsätzlich ist es auch Unfug zu sagen "nicht verschreibungspflichtig hilft nicht" - ich frage mich ernsthaft, wie dann die Aspirin so gut helfen kann... Das Problem ist: Bei Infektionen, wo Antibiotika helfen, helfen meist auch schon Hausmittelchen wie Wasser wechseln, stärkere Belüftung und pH-Wert senken. Solche Infektionen wären zum Beispiel blutunterlaufene Hautstellen oder Flossen. Dann kann man trotzdem unterstützend therapieren, besonders bei starkem Befall. Um nochmals auf das abgebildete Tier zurückzukommen: Da hilft nichts mehr! Und noch etwas: Antibiotika, die beim Menschen nierenschädlich sind, kann man bei Fischen sehr weit höher dosieren. Das interessiert die Tiere nicht besonders. Fischnieren konzentrieren nämlich keinen Urin auf, so das es nicht zu stark erhöhten Wirkstoffkonzentrationen kommt und kein Nierengewebe geschädigt werden kann. Gruß, Martin.
__________________
Du bist Herr deiner Worte. Aber einmal ausgesprochen beherrschen sie dich. Bilder aus Uganda... Redaktion VDA-Arbeitskreis BSSW. |
![]() |
![]() |